Seit Jahren sind die Versuchstierzahlen konstant und nicht etwa am Sinken, siehe obenstehende Tabelle.

Wenn Sie Tierversuchsstatistiken sehen wollen, die eine Abnahme der Tierversuche zeigen, dann müssen Sie schon sehr weit zurückgehen, was von diesbezüglichen Interessensvertretern auch häufig gemacht wird:

Tatsache ist jedenfalls, dass die Versuchstierzahlen seit etwa 1996 konstant sind.

Es gibt auch von Seiten des Bundes gelegentlich Voten für eine Verminderung der Versuchstierzahlen und des Versuchstierleids, aber keine verbindliche Erklärung des Bundes, dass dies ein erklärtes Ziel wäre. Absichtserklärungen werden immer wieder abgeschwächt oder zurückgenommen.
So schrieb der Bundesrat am 3.2.2021 das Nationale Forschungsprogramm NFP 79 aus, mit dem Ziel 'die Zahl der Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung und damit auch die Anzahl der benötigten Versuchstiere nachweislich zu reduzieren. Auch soll die Belastung der Versuchstiere im Experiment und in der Haltung wesentlich minimiert werden'.
Der Schweizerische Nationalfonds schrieb im März 2021, das NFP79 'will reduce the number of animal experiments and animals used in testing in university and private-sector research in Switzerland by a demonstrably significant amount.'
An der Tierversuchstagung des STS in Olten am 15.12.2023 hiess es dann jedoch von Prof. Herwig Grimm, Präsident des Scientific Steering Committees, NRP 79 Advancing 3R: „Der Erfolg des Programms wird und kann somit nicht an einem Rückgang der absoluten Zahl der zu Forschungszwecken eingesetzten Tiere festgemacht oder gemessen werden."  Frau Dr. Jenny Sandström, Executive Director des 3RCC, betonte ebenfalls an dieser Tagung, dass die Reduktion der Tierversuchszahl nicht ihr primäres Ziel sei, und dass man nicht so sehr auf Replacement (Ersatz) hinarbeiten solle, sondern mehr auf das Refinement (Milderung) der Tierversuche.
Auf eine Rückfrage unsererseits hin erhielten wir vom Leitungsgremium des NFP79 die begrüssenswerte Antwort ‘Das übergeordnete Ziel des NFP 79 besteht weiterhin darin, die Zahl der Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung zu senken.‘

Aufgrund des bereits seit Jahrzehnten angewendeten Systems 3R ist insgesamt eher nicht mit einer wesentlichen Reduktion der Versuchstierzahlen in den nächsten Jahren zu rechnen. Vielmehr braucht es zusätzliche Anstrengungen und andere Ansatzpunkte, um dieses Ziel zu erreichen.

Lesen Sie hierzu auch diesen Artikel vom Philosophen Nico Dario Müller von der Universität Basel.
Einen ausführlicheren Artikel zu diesem Thema auf Englisch vom gleichen Autor finden Sie hier.

Wir hoffen, dass längerfristig mit dem interdisziplinären Ansatz des NFP79 sich die Situation im Tierversuchswesen der Schweiz verbessern lässt.

Das heisst nicht, dass wir die Ziele von 3R, des 3RCC und des NFP79 nicht unterstützen. Im Gegenteil, diese sind wichtig und wir unterstützen sie sehr gerne!

3R kann einen Beitrag leisten - aber 3R reicht einfach nicht für eine relevante Senkung der Tierversuchszahlen.