REACH - Giftigkeitstests mit Tierversuchen

Eine Studie von Knight  et al. in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift ALTEX zeigt auf, dass bis Dezember 2022 etwa 2,9 Millionen Tiere für das toxikologische Programm REACH 'verbraucht' wurden.
(Knight, J., Hartung, T. and Rovida, C. (2023). 4.2 million and counting… The animal toll for REACH systemic toxicity studies. ALTEX 40, 389-407. doi:10.14573/altex.2303201)

REACH wurde lanciert um Menschen vor giftigen Substanzen in der Umwelt und Chemikalien ganz generell zu schützen.

Das tönt auf den ersten Blick einleuchtend und sinnvoll.

Was man nicht im ersten Augenblick bedenkt, ist die Tatsache, dass der Giftigkeitsnachweis noch heute meist in Tierversuchen erbracht wird. Konkret werden hierfür also Tiere vergiftet, mit verschiedenen Dosen einer Chemikalie und dann verschiedene mögliche Folgen untersucht.

Das heisst, dass für jede Substanz viele Tierversuche durchgeführt werden müssen - und dies bei einer ungeheuren Zahl von zu testenden Chemikalien. Registriert sind bei REACH gemäss dieser Arbeit bis jetzt 23925 Substanzen. Die Anzahl zu verwendender Tiere zur Testung einer einzigen Substanz kann zwischen 40 und 3200 Tieren liegen.

Insgesamt kommt die Studie zum Schluss, dass bis Dezember 2022 etwa 2,9 Millionen Tiere 'verbraucht' wurden.

Schlimmer noch: da einerseits immer neue Substanzen hinzukommen und die Anforderungen an die Tests steigen, rechnet man mit 1.6 bis 2.6 Millionen weiteren Tieren in den nächsten paar Jahren.

Wer möglichst strenge Nachweise der Ungiftigkeit von Substanzen fordert, was auf ersten Blick naheliegend ist, sollte bedenken, dass jede Verschärfung der Vorschriften zu einem deutlichen Anstieg an Tierversuchen führt.
Auch Umwelt- und Tierfreunde sollten deshalb genau bedenken, was sie genau fordern und was dies für Konsequenzen haben wird.
Der Schaden dieser Forderungen für die Versuchstiere ist gewiss - sonst nichts.

Bis heute ist der Nutzen dieser gigantischen Tierversuchsbatterien für die Vorbeugung von Schädigungen durch chemische Substanzen nie bewiesen worden. Es ist eine Annahme.

Nachdem der Nutzen nie bewiesen wurde, muss man sich schon fragen, warum dann nicht zumindest Tests mit weniger Schaden verwendet werden, nämlich Risikoabschätzungen durch Alternativmethoden. Dass die Suche nach Nebenwirkungen von Chemikalien solche zeigt, wird in einem Begleitartikel zu dieser Studie auch nicht bezweifelt. Es wird aber an Beispielen aufgezeigt, dass zur Erkennung dieser Nebenwirkungen  Alternativmethoden zur Verfügung gestanden hätten.

Generell wird beanstandet, dass nicht überall, wo Alternativmethoden zur Verfügung gestanden hätten, diese auch eingesetzt wurden.

Gerade im Hinblick auf die sich abzeichnende weitere Welle von Giftigkeitsprüfungen fordern die Autoren deshalb, dass die Alernativmethoden vermehrt berücksichtigt werden und stellen die Frage, ob ein solches Versuchsprogramm legitim ist, wenn dessen Nutzen nie sauber bewiesen wurde.

Dem können wir uns nur anschliessen.